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Der gerechte Friede fällt nicht vom Himmel

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Zwei politische Gedenktage, die zum Frieden anregen

Wichtige Gedenktage fielen in diesem Jahr corona­bedingt weitgehend aus. So zum Beispiel das Geden­ken an das Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945, dessen Wunden an manchen Stellen noch zu entdecken sind. Was mich aber noch mehr bewegt und nicht loslässt, ist der 16. Juli 1945, an dem im Bundesstaat New Mexico/USA, vor 75 Jahren der erste Kernwaffentest stattfand. Dieser erste Kern­waffentest der Weltgeschichte war der Vorläufer der vernichtenden Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki. Der Atompilz dieses ersten Tests er­reichte eine Höhe von 12 Kilometern, seine Druckwelle war noch in 160 Kilometern Entfernung zu spüren.

Der Entwickler dieser Todesbombe war Julius Robert Oppenheimer (1904-1967), ein amerikanischer Physiker deutsch-jüdischer Abstammung. Er übernahm 1942 die Leitung des in Los Alamos im Bundesstaat New Mexico stationierten Projekts der US-Regierung im „Manhattan Project“, das die Entwicklung eigener Kernwaffen zum Ziel hatte. Drei Jahre später konnte er seinen Erfolg vermelden. Nach dem Bombenab­wurf über Japan warnte Oppenheimer eindringlich vor dem Einsatz der Bombe. Seine Warnung fand allerdings wenig Gehör.

Der Kernwaffenstopp-Vertrag der Vereinten Nationen von 1996 kann erst in Kraft treten, wenn ihn alle Nationen unterschrieben haben. Ratifiziert wird er erst dann, wenn auch die USA, China, Iran, Nordkorea und Indien ihr Einverständnis dazu erklärt haben. Nordkorea und Iran provozieren immer wieder mit neuen Tests. Im Januar 2020 gab der Iran bekannt, sich aus dem Atomabkommen zurückzuziehen. Da­mit steigt die Gefahr des internationalen Wettrüstens und eines „atomaren Erstschlags“. Auch die aktuellen Äußerungen von US-Präsident Trump und dem nord­koreanischen Diktator Kim Jong-un zu ihrem Besitz des Atomwaffenknopfes verheißen nichts Gutes.

Nicht nur von einem kriegerischen Konflikt zwischen zwei Staaten gehen Gefahren eines möglichen Ein­satzes von Atomwaffen aus. Es ist kein Geheimnis, dass schon bei den bisherigen Atomwaffentests welt­weit so viel Radioaktivität freigesetzt wurde, dass sich seit langem um die Testorte herum hohe Krebser­krankungsraten und Fehlbildungen bei Mensch und Tier durch die Strahlenbelastung nachweisen lassen. Schätzungen zufolge hat die durch die bisherigen Atomwaffentests freigesetzte Radioaktivität weltweit etwa 300.000 Menschen das Leben gekostet.

Viele Menschen und auch die christlichen Kirchen in Deutschland setzen sich vehement für ein generelles Verbot von Atomwaffen ein. Die dahinterstehende Idee ist ein Atomwaffenverbots-Vertrag, der zum Ver­zicht auf Herstellung, Besitz und Einsatz von Atom­waffen verpflichtet und deren Lagerung im eigenen Staatsgebiet verbietet. Doch wer garantiert, dass man sich im „Ernstfall“ an solche Abmachungen hält?

Da es keinen gerechten Krieg gibt, da er immer Menschen und Besitz bedroht, beschädigt, zerstört und tötet, ist jeder Christ aufgefordert, jedwede Feindseligkeit im Keim zu ersticken. Jeder Mensch sollte seine Aufgabe darin sehen, sich für den ge­rechten Frieden einzusetzen, der nicht vom Himmel fällt, sondern immer wieder neu errungen werden muss.

In Erfüllung des geltenden Leitsatzes im DEF „Verant­wortung übernehmen für sich und andere“ ist es selbstverständlich und folgerichtig, sich ganz persön­lich für den Frieden zu engagieren im großen wie im kleinen Umfeld. Es lohnt sich, immer wieder für den Frieden aufzustehen, für ihn zu kämpfen, für den Frieden, der im Kleinen beginnt, bei mir selbst. Es ist wohl das größte Geschenk, dass wir seit 75 Jahren im Frieden leben dürfen.

Agnes Heinitz
Vorstandsmitglied Ortsverband Rothenburg

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