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SPRUCH des Monats Januar

|   Besinnung

Jahreslosung 2023

Du bist ein Gott, der mich sieht...

Gen16(E)

Wenn ich diesen Satz lese, ohne den Zusammenhang zu kennen, stelle ich mir einen Gott vor, der an seinen Überwachungsmonitoren sitzt und die ganze Welt und die Menschen im Blick hat. Mal stellt er das eine Bild schärfer, mal ein anderes. Auch Gott kann nicht alles immer im Blick haben. Aber seine Aufmerksamkeit ist auf die Welt gerichtet. Und manchmal hat man den Eindruck, das Gefühl, jetzt schaut Gott gerade auf mich, vielleicht weil ich gerade dankbar bin und mich freue oder weil es mir im Augenblick schlecht geht, ich alleine bin und jemanden brauche, der sich um mich kümmert, meine Sorgen ernst nimmt.

In so einer verzweifelten Lage fühlt sich Hagar, die Magd von Sara und Abraham. Sie ist von Abraham schwanger, weil Sara keine Kinder bekommen hat. Jetzt ist die Situation aber angespannt zwischen Sara und Hagar. Sara ist eifersüchtig auf Hagar. Es ist eine Schande für eine Frau, wenn sie kein Kind, keinen Sohn gebären kann. Und diesen Frust lädt Sara auf Hagar ab. Abraham tut auch nichts, um die
Lage zu entspannen. Schließlich eskaliert es, und Hagar läuft blindlings in die Wüste, bis sie völlig erschöpft ist.

Und da hat sie eine Erscheinung und wird angesprochen: Hagar, was ist mit dir? Wovor läufst du davon. Diesem Fremden erzählt sie ihre Geschichte und klagt ihm ihr Leid, und dass sie keinen Ausweg mehr weiß. Es ist eine schwierige Gesetzeslage. Das Kind, das Hagar austrägt, wird nur dann alle Rechte erhalten, wenn die Geburt sozusagen auf dem Schoß der Herrin erfolgt. Dann gilt es als
ihr Kind und wird anerkannt. Aber das kann sich Hagar im Moment gar nicht vorstellen. Sie möchte weit weg von Sara bleiben. Aber sie weiß auch, dass dies nicht die richtige Lösung sein kann.

Hagar bekommt die Aufforderung von Gott zurückzugehen, damit die Geburt nach Recht und Gesetz vonstattengehen kann. Gleichzeitig verheißt er dem Kind, das sie Ismael nennen soll, eine zahlreiche Nachkommenschaft. Gestärkt durch diese Zusage kann Hagar zu Abraham und Sara zurückkehren. Sie befindet sich unter Gottes Schutz. Sein Blick ist auch auf sie gerichtet. Sie kann sich auf seine Zusage verlassen und vertraut ihm. Daher kann sie sprechen: Du bist ein Gott, der mich sieht.

Aber Gott sieht auch die Not und Verzweiflung von Sara und Abraham. Daher wird auch Sara im hohen Alter noch schwanger und bekommt ebenfalls einen Sohn, den sie nach Gottes Willen Isaak nennen soll. Auch Isaak erhält die Zusage, dass er viele Nachkommen haben wird.

Das Verhältnis zwischen Sara und Hagar bleibt schwierig. Sara kann sich nicht damit abfinden, dass Ismael ebenfalls Erbe Abrahams sein wird. Hier stellt sich Gott auf Saras Seite und lässt es zu, dass Hagar in die Wüste geschickt wird. Aber er lässt sie nicht allein, sondern hilft ihr, aus dieser Not herauszukommen und mit Ismael zu überleben.

Die Menschen, die Gott vertrauen, haben die Gewissheit, Gott ist das Leben seiner Geschöpfe nicht gleichgültig. Er ist bereit, sich um sie zu kümmern. Wir Menschen müssen unsererseits bereit sein, auf ihn zu hören.

„Ihr nennet Mich Licht - so sehet Mich doch. Ihr nennet Mich
Weg - so folget Mir doch. Ihr nennet Mich Leben - so suchet Mich
doch. Ihr heißet Mich schön - so liebet Mich doch. Ihr heißet Mich
Liebe - so folgt doch der Bahn, denn wenn ihr Mich liebt, habt ihr
alles getan.“

(Inschrift im Dom zu Lübeck) Evangelisches Gesangbuch S. 657

Inge Gehlert,
Mitglied im Bundesvorstand

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