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SPRUCH des Monats Juni

|   Besinnung

Ihr sät viel und bringt wenig ein; ihr esst und werdet doch nicht satt; ihr trinkt und bleibt doch durstig; ihr kleidet euch, und keinem wird warm; und wer Geld verdient, der legt’s in einen löchrigen Beutel.

Hag.1, Vers.6(L)

Nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft soll der Tempel in Jerusalem wiederaufgebaut werden. Einer der „kleinen Propheten“, Haggai, soll die Judäer anspornen, den begonnenen Tempelbau fortzusetzen. Sie hatten dem Widerstand der heidnischen Nachbarn nachgegeben und den Bau unterbrochen.

Stattdessen widmen sie sich ihren eigenen Häusern, wohnen „in getäfelten Häusern“, wie Luther übersetzt. Heute würden sie vielleicht einen idyllischen Badeteich im Garten anlegen, einen Landschaftsgärtner die Beete und Hecken planen lassen, im Vorgarten dagegen Blumenerde durch Kies ersetzen, „damit das Unkraut nicht wuchert“.

Trotz reichlicher Saat war die Ernte mickrig, beklagt Haggai. Und bei uns? Lebensmittel gibt es zwar auch nach Missernten genug, aber sie machen nicht jeden satt, all die exotischen Früchte, Gemüsesorten, Schinkenspezialitäten, Fische und Gewürze – manche langweilt es sogar, von einem Buffet zum nächsten zu eilen und dann jede Menge angebissene Häppchen vom Kellner entsorgen zu lassen.

Achtet doch einmal darauf, wie es euch ergeht! heißt es in Vers 5. Macht sich da manchmal Überdruss breit, Überfütterung im Wohlstand, wenn das Gefühl des ungestillten Hungers und Durstes nicht vergehen will? Sprechen nicht riesige Hallen mit Rücksendungen von Textilien, „die man nur noch außerhalb Europas unterpreisig verkaufen kann“ Bände? Wer hat nicht das Bild überquellender  Altkleidercontainer vor Augen und gleichzeitig die Näherinnen in Asien, deren Lohn nicht zum Überleben reicht? Ihr kleidet euch und keinem wird warm.

Und das Geld, das man verdient, zerrinnt einem unter den Fingern. Ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung vermehrt sein Vermögen ins Unermessliche. Bei vielen Menschen steigen Mietausgaben in Höhen, die andere notwendige Ausgaben zum Einschlafproblem werden lassen. Achtet doch einmal darauf, wie es euch ergeht. Behalten wir das Wesentliche im Auge? Nehmen wir wahr, dass Gott zu uns spricht, wenn wir erfahren, dass Leben - oft in weiter Ferne - gefährdet ist und dass dies vermeidbar wäre? Ist es nicht ein Fingerzeig Gottes, dass wir fast täglich über die Bedrohung von gutem Boden, sauberem Wasser und reiner Luft informiert werden? Fühlen wir uns angesprochen, dass anderswo eben nicht jeder satt wird und frisches Wasser trinken kann? Wie ergeht es uns damit? Was können wir tun? Missernten, Waldbrände, Gletscherschmelze, Wüstenvergrößerung, Süßwassermangel,  Luftverschmutzung, Hunger, Gewalt und Krieg – wir wissen Bescheid. Gott der Herr spricht zu uns. Reagieren wir.

Wo Menschen sich vergessen,
die Wege verlassen
und neu beginnen, ganz neu,
da berühren sich Himmel und Erde, dass Frieden werde unter uns.

Thomas Laubach aus: Kommt, atmet auf,
Liederheft für die Gemeinde Nr. 075

Christine Seichter, Altdorf

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über Hände läuft Wasser
Quelle: pixabay.com