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SPRUCH des MONATS November

|   Besinnung

"Erbarmt euch derer, die zweifeln."

 

Judas 22 (Die gute Nachricht)

"Erbarmen" und "Erbarmet euch!" - Wörter, die im heutigen Sprachgebrauch kaum je benutzt werden, die uns altmodisch und fremd vorkommen. Was ist mit ihnen gemeint? Ich verstehe unter "Erbarmen" die liebevolle Hinwendung zu einem anderen. Im Gebet benutzen wir das Wort noch, wenn wir Gott darum bitten.

In Vers 22 - Erbarmet euch derer, die zweifeln - des kurzen und ziemlich unbekannten Judasbriefes (im NT) schreibt er an die Gemeindemitglieder in einem uns unbekannten Ort. Dieser Judas kämpft gegen die Zügellosigkeit und Irrlehre, offenbar ganz ähnlich wie Paulus in Korinth. Judas, der sich als ein Bruder des Jakobus vorstellt, prangert die Zügellosigkeit derer an, die der falschen Meinung sind, da der Glaube frei macht, sei ihnen jede Freiheit erlaubt, und die mit diesem Denken vom Glauben abfallen. Diese Menschen sind nach Judas Vorstellung jetzt bereits beim Jüngsten Gericht verloren. Jene aber - eine zweite Gruppe - die noch zweifeln und den rechten Weg suchen, sind noch nicht verloren, sie kennen den Glauben, haben aber ihre Zweifel. Um sie geht es. Ihrer sollen wir uns annehmen, uns ihrer "erbarmen", uns um sie kümmern, das heißt auch: sie im Glauben bestärken.

Wer zweifelt, hat etwas, woran er zweifelt. Wer keinen Glauben hat, kann auch nicht daran zweifeln, ihn in Frage stellen. Gerade die Menschen, die es mit dem Glauben ernst ehmen, geraten immer wieder in Zweifel. Sie brauchen Mitmenschen, die sich liebevoll ihrer annehmen, sich ihnen zuwenden, ihnen helfen, die Zweifel zu ertragen, zu überwinden; darum geht es Judas.

Die dritte Gruppe, die trotzdem fest im Glauben steht, ist nach Judas im Jüngsten Gericht für die Ewigkeit gerettet. Aber wer kann schon von sich sagen, dass er seines Glaubens immer so sicher ist? Glaube ist kein immerwährender, fester Ist-Zustand, Zweifel ein ständiger Begleiter des Glaubens, denn wer von uns ist schon perfekt, hier, auf einer nicht perfekten, von Menschen gestalteten Erde?

Hoffen wir, dass wir nicht nur bei Gott Erbarmen finden, sondern auch unsere Mitmenschen sich liebevoll uns zuwenden, egal wie stark unser Glauben ist, und wir andererseits uns auch jener erbarmen, die uns brauchen.

Ich denke an das Tischgebet:

Herr, segne uns unser täglich Brot,
hilf allen denen, die in Not.
Hilf uns, einander beizusteh'n
solange wir durchs Leben geh'n.

Liebe ist das einzige Licht, das keinen Schatten wirft, sei es die göttliche Liebe oder die menschliche, die ein Antlitz zum Leuchten bringt.

Renate Weidauer, OV Puchheim

 

 

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Kleines Kreuz in ausgetreckter Hand
Foto: Margot Kessler/pixelio.de