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SPRUCH des Monats Oktober

|   Besinnung

Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,

doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:

der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf

und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.

 

Dies ist eines meiner Lieblingslieder im Evangelischen Gesangbuch, der Text stammt von Matthias Claudius (1740 – 1815).

Jedes Jahr im Oktober feiern wir in der Kirche das Erntedankfest.

Es ist eines der ältesten Feste überhaupt und hat seit vielen Jahrhunderten Tradition. Die Idee des Erntedankfestes geht wahrscheinlich auf vorchristliche Religionen zurück. Schon im Judentum und in römischen Religionen feierte man im Herbst die lebensnotwendigen, reichen Gaben der Erde.

In jüdischen Gemeinden werden gleich zu Beginn und zum Ende der Erntezeit die Feste Schawuot und Sukkot u. a. im Sinne des „Erntedank“ begangen.

Das bei uns verbreitete Erntedankfest geht vermutlich auf römisches Brauchtum zurück und wird seit dem 3. Jh. nach Christi Geburt gefeiert. Der erste Sonntag im Oktober wurde jedoch erst im 16. Jh. für Erntedankpredigten bestimmt.

An diesem Tag sind die Altäre in den Kirchen mit unterschiedlichstem Obst und Gemüse, mit gelbleuchtenden Sonnenblumen, Getreide und orangefarbenen Kürbisfrüchten geschmückt. Hiermit soll auch optisch ein Zeichen der Dankbarkeit und Freude gesetzt werden.

Während früher noch über 80 Prozent aller Menschen auf und vom Land lebten, sind es heute deutlich weniger. Die Menschen waren von der eingebrachten Ernte unmittelbar abhängig, während dieses Bewusstsein heute nicht mehr so präsent erscheint. Das Entstehen und Begehen des Erntedankfestes zeigt, dass das tägliche Brot eben gar nicht so alltäglich war, sondern hart erarbeitet werden musste und das „Lebensmittel“ entsprechend geachtet wurde.

Heute leben wir im Überfluss. Es gibt jedwedes Obst und Gemüse zu allen Jahreszeiten; alles muss immer vorhanden, perfekt und schön anzusehen sein. Aber brauchen wir denn wirklich Erdbeeren zu Weihnachten?

Einerseits können die angebotenen Lebensmittel gar nicht verbraucht werden und doch haben viele Menschen nicht genug zu essen, um in Würde zu leben. Geht es uns anderen zu gut?

Inzwischen gibt es viele Projekte und Initiativen, um Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten; Einrichtungen wie beispielsweise die „Tafeln“ zur Verteilung von übriggebliebenen Lebensmitteln an „Bedürftige“ finden immer mehr Anklang; und auch Ideen wie „Familien-Äcker“ zeigen, dass ein Umdenken stattfindet und das Bewusstsein für die „Früchte der Erde“ wieder Einzug findet. „Der Ernte sei Dank“.

 

Brigitte Bobbert

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verschiedene Gemüsesorten
Quelle: Congerdesign/pixabay