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SPRUCH des Monats März

|   Besinnung

Jesus antwortete:

Ich sage euch: Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien.

Lukas 19,40

Am Anfang des Jahres kam nochmals die Anfrage aus dem Bundesvorstand, wer denn noch eine Andacht für die DEF Internetseite vorbereiten würde. Für März, da hatte sich noch niemand gefunden. Ich sagte zu. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich den Text des Monatsspruches noch nicht. Nachdem ich diesen gelesen hatte, war ich etwas verunsichert. Ich las mich in den Kontext ein und schaute mir auch unterschiedliche Auslegungen zu diesem Text mit den Steinen an. Spontan dachte ich: von „Steinen“ in der Bibel hatte ich noch nichts gehört. Oder? DOCH, da war doch dieser große Stein, der weggerollt wurde, wohl unter großen Anstrengungen bewegt wurde und damit den Weg frei machte für die Auferstehung Jesu. Es war ein schwerer, unbeweglicher Stein, undenkbar, dass dieser von einer Person weggeschoben wurde. Doch zurück zu dem Lukastext. In den vorausstehenden Texten wird deutlich, dass die Jünger nicht sicher wussten, wer Jesus war. Er erzählt von dem Reich Gottes und der Ankunft des Menschensohns. Auf die Fragen der Pharisäer, wann denn dieses Reich komme, erklärte er, dass das nicht so kommt, oder so oder so aussieht, dann oder dann kommen wird, sondern mitten unter ihnen ist. Mit den Geschichten, Gleichnissen und Wundern, die Jesus immer wieder erzählte, zeigte er den Zuhörenden auf, wie es sein kann, dass das Reich Gottes werden kann, und dass sich dem Einfachsten und Geringsten das Reich öffnen kann – durch das Entgegenkommen seines Nächsten.  

Als Jesus zwei seiner Jünger in das vor ihnen liegende Dorf schickt um einen jungen, unerfahrenen Esel zu holen, der bisher noch keine Lasten getragen hat, erteilte er auch gleich die Anweisung, wie sie das machen sollten: einfach losbinden und wenn der Besitzer fragt, was das soll, sagen: „der Herr braucht ihn“! Das akzeptierten sie, denn den Anweisungen von „Herren“ wurde gefolgt. Ganz schön mutig, von Jesus, manch einer würde vielleicht sogar „frech“ sagen, aber es hat funktioniert. Die Jünger warfen ihre Mäntel auf den Esel, Jesus setzte sich darauf. Ich stelle mir vor, wie lustig sie alle waren, übermütig, wie Lausbuben, ging es Richtung Jerusalem. Neben den Jüngern und Jüngerinnen schlossen sich weitere Menschen an. Sie legten ihre Mäntel, Palmzweige und Blumen ehrerbietend auf den Weg ihres „Herrn“ und zogen laut jubelnd mit und lobten Gott für all die Wunder, die sie erlebt hatten. Diese Menschen waren glücklich, glücklich und froh. Sie gehörten zusammen, sie waren eine Gemeinschaft, genossen das Miteinander und die Zuwendung bei den Erzählungen der Geschichten und bauten untereinander Vertrauen auf. Ist Vertrauen nicht der wahre Weg zu einer friedlichen Welt?

Die Menschen konnten es fühlen. Denn sie riefen: „Gesegnet ist der König, der im Namen des Herrn kommt! Friede herrscht im Himmel und Herrlichkeit erfüllt die Himmelshöhe!“

Doch bei den Pharisäern kam das gar nicht gut an. „Lehrer, bring deine Jünger zur Vernunft!“ mahnten sie Jesus. Worauf dieser antwortete: “Das sage ich euch: Wenn sie schweigen, dann werden die Steine schreien.“

Das klingt wie eine Warnung, oder war es die reine Verzweiflung? Ja er war verzweifelt, aber auch wütend, denn es passte so vieles nicht zusammen. Im weiteren Text können wir lesen, dass Jesus sehr traurig war und mit Tränen über Jerusalem sagte: „Wenn doch auch du heute erkannt hättest, was dir Frieden bringt! Aber jetzt ist es vor deinen Augen verborgen. Denn es wird eine schlimme Zeit über dich hereinbrechen….“

Eindeutig haben wir heute schlimme Zeiten und ich sehe in den Steinen, eher den unbeweglichen, frustrierten, oder auch hart gewordene Menschen. Schreien im biblischen Verständnis meint eher ein Krächzen, Klagen, Jammern. Werden sich die Steine in dieser Rolle bewegen, wenn ja, wohin? Wie könnte das aussehen? Ist ein Stein nicht auch ein Mittel zur Gewalt? Wie war das dann mit Jesus im Tempel?

Sehen wir Parallelen? Können wir daraus lernen? Auch für den Weltfrieden? Es werden sich immer wieder solche Szenen und Geschichten wiederholen. Die tiefen Gefühle der Menschen sind oft sehr verwundbar. Noch verletzlicher, wenn es keine Liebe, und keinen Halt gibt, die das auffangen können.         

Hannelore Herbel
Mitglied im Bundesvorstand

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Jesus reitet auf Esel
Palmsonntag, Quelle: Miguel ángel villar / pixabay