Diesen Ausruf des Paulus kennt wahrscheinlich jede protestantische Christin, jeder protestantische Christ. Paulus stellt hier die Freiheit in Gegensatz zu den Geboten, die ein frommer Jude einhalten muss, wenn er ein gottgefälliges Leben führen will.

Für Paulus ist mit dem Leben und Sterben von Christus das Gesetz ein für alle Mal erfüllt. Jesus Christus hat in seinem Leben und Reden nichts von den Gesetzen weggenommen, aber er hat sie unter den Vorbehalt der Liebe gestellt. Diese Liebe kommt aber durch die Freiheit, die uns Gott geschenkt hat. Freiheit hat mit Verantwortung zu tun. Meine Freiheit schließt die Freiheit meiner Mitmenschen ein. Ich bin nicht Sklave der Gesetze, sondern kann sie unter einem neuen Gesichtswinkel betrachten. Und ich muss mein Handeln selbst überdenken und verantworten.
Das Leben ist einfacher, wenn mir gesagt wird, was ich zu tun oder zu lassen habe, was richtig oder falsch ist. Die Freiheit nimmt mir aber auch die Angst, wieder alles falsch gemacht zu haben.
Wenn ich meine Freiheit richtig verstehe, und sie mit dem Gedanken der Nächstenliebe verknüpfe, dann werde ich versuchen, verantwortungsvoll zu handeln, zum Nutzen aller und nicht nur auf meinen Vorteil achten.

Paulus predigt in seinem Galater Brief kein einfaches Leben. Freiheit fordert zum Hinterfragen auf. Ich kann und darf nicht alles ungefragt übernehmen, seien es kirchliche oder staatliche Gebote. Damit wird nicht zur Anarchie aufgerufen, sondern zu einer Lebensführung, die sich aus eigener Überzeugung zu diesem Weg mit Gott entschieden hat, und damit den anderen im Blick hat und seine Bedürfnisse.
Dann muss ich den Auftrag annehmen, die Schöpfung zu bewahren, zu schützen, den Klimawandel ernst nehmen und Maßnahmen einfordern, die ein gutes Leben für alle Menschen auf dieser Erde ermöglichen.   

Ich glaube, dass das Gottes Wille ist und er dabei an unserer Seite ist.

Inge Gehlert
Mitglied im Bundesvorstand