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SPRUCH des Monats Oktober

|   Besinnung

„Macht euch die Erde untertan und herrschet über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels, über das Vieh und alles Getier..."

1. Moses 1,28

Als Anfang des Jahres die Aufgaben für die monatlichen Andachten aufgeteilt wurden, habe ich mich als begeisterte Hobbylandwirtin für den Erntemonat Oktober eintragen lassen. Am Sonntag nach Michaelis wird traditionell der Erntedank mit Erntekrone und festlich mit Früchten und Obst geschmücktem Altar  begangen.

Der Dank für das Wachsen und Gedeihen der in Frühling ausgebrachten Saat ist für viele Menschen ein wichtiger Tag im Kirchenjahr.  Fester Bestandpunkt des Gottesdienstes ist das Lied:

Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.  

Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm dankt, drum dankt ihm dankt
und hofft auf ihn.
(Evangelisches Gesangbuch Nr. 508)

In diesem Jahr kam vieles anders als gewohnt. Nach einem feuchten Frühling erlebten wir einen Sommer, in der die Sonnenstrahlen heiß und unerbittlich auf die Erde hernieder brannten, lediglich unterbrochen von einzelnen Wolken, die zwischendurch einzelne Tröpfchen auf die Erde rieseln ließen.  Das sonst so regenreiche Deutschland bekam einmal mehr  in weiten Teilen des Landes einen Vorgeschmack davon, was Wasserknappheit bedeutet. Wasser ist  ein kostbares Gut, mit dem wir achtsamer umgehen müssen, wenn im Laufe des Klimawandels solche Sommerhitzen Normalität werden sollten.

Doch eine verdorrte Ernte ist nicht allein die Ursache für die steigenden Preise unserer Lebensmittel. Der Anstieg der Kosten für die Lebenshaltung begann  bereits im Frühjahr mit dem russischen Überfall auf die Ukraine. Gerade in Deutschland setzte man auf Kooperation und wirtschaftlichen Austausch als Lehre aus den Grauen der Kriege des 20. Jahrhunderts. Mit seinem kriegerischen Angriff auf ein Land, das sich für den Weg zu demokratischen Grundformen entschieden hat, reagiert  Russland äußert brutal mit Tod und Vernichtung. Staatschef Putin macht denn auch keinen Hehl aus seinen imperialen Visionen einer Rückeroberung einstiger von der Sowjetunion kontrollierter Staaten. Der Westen reagiert mit Sanktionen. Als Reaktion versagt Putin den europäischen Staaten die Belieferung, der zum Florieren der Wirtschaft benötigten Energie in Form von Öl und Gas.

Die Auswirkungen spüren wir alle, wenn wir im Supermarkt einkaufen gehen. Die Teuerung ist besonders für die Menschen hart, die schon immer am Limit waren.

Viele Lebensmittel wurden in der Vergangenheit nicht verwertet, sondern im günstigsten Falle einer Tafel zugedacht. Dennoch landete viel kostbares Essen im Abfall. Wahrscheinlich wird man jetzt bei knapperem Budget sorgfältiger haushalten. Was sich einerseits gut anhört, trifft andererseits ungerechterweise besonders  diejenigen, die eh´ schon wenig haben.

Viele fürchten den Winter, sollten die Preise für Heizung wie prognostiziert explodieren.

Dennoch fallen unsere Probleme immer noch klein aus im Verhältnis zu denen, der Menschen der Ukraine, deren Dach über den Kopf einfach weggebombt wird, deren Angehörige im Krieg sterben und auch für all´ die Menschen, die sich um ihre Freiheit sorgen, sollte Russland die Überhand gewinnen und sie wieder unter seine Knute bringen.

Ich denke an die Menschen in der ehemaligen DDR, deren friedliche Revolution niemals geglückt und schon gar nicht friedlich verlaufen wäre bei einem Regime mit dem jetzigen russischen Führer. Gorbatschow, den die friedliche Wende und das Glück vieler Menschen zu verdanken ist, ist zu allem Unglück  auch noch – wenn auch hochaltrig – in den letzten Wochen verstorben.

Die Zeichen der Welt stehen schlecht. Die Erde braucht ein gemeinsames Handeln bei Themen wie Ernährung und sauberes Wasser, Einhalt der Energieverschwendung, gegen die Verschmutzung des Landes und der Meere. Missernten durch Dürre aber auch durch Überschwemmung nehmen zu.  Wie soll die kleine Erde bei der Bevölkerungsexplosion alle Mäuler satt bekommen? Auf der Erde verschwinden täglich mehr Pflanzen und Tiere als überhaupt von den Wissenschaftlern erkannt und katalogisiert werden können. Dies zu lösen, kann nur in Gemeinsamkeit gelingen. Die Probleme sind seit Jahrzehnten bekannt. Die Teilnehmer der Weltkongresse der Vergangenheit rangen oft zäh um kleinste Zugeständnisse. Wir benötigen dringend mehr Einsicht und Solidarität. Doch statt  Einigkeit betreiben  Despoten in vielen Teil der Welt eine immer aggressivere Eroberungspolitik.

Die oft zitierte Bibelstelle aus 1. Moses, 1.28: „Macht euch die Erde untertan und herrschet über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels, über das Vieh und alles Getier..."

wurde ebenso oft falsch ausgelegt. Hier ist nicht Rede davon, waltet und schaltet nach eurem Gutdünken und nehmt euch als Krone der Schöpfung alles, was ihr wollt. (Übrigens ist hier keine Rede davon, sich andere Menschen untertan zu machen und über sie zu herrschen.)  Diese Bibelstelle meint: Als vernunftbegabte Wesen lernt die Naturgesetze und alles was lebt kennen. Denn nur was man kennt, wird man auch wertschätzen und somit auch schützen.

Weniger missverständlich und auch nachdenklicher erscheint mir der Satz aus Goethes Faust: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“ Ich möchte zu den Vätern auch die Mütter hinzufügen. Gleichwohl das Prinzip ist klar: Wir haben alles Gut von dem wir leben von der Vorgeneration erhalten, wir sollen diese Gaben erkennen und in uns aufnehmen, um mit ihnen umzugehen, nicht um sie zu verprassen. Wie alles auf der Erde sind wir hier nur eine kurze Zeitspanne, in der wir füreinander da sind, um ein gutes Leben zu haben, um sich an den Wundern der Welt zu erfreuen, neue Erkenntnisse gewinnen und sie so behutsam wie möglich zu nutzen, um sie an die nächste Generation weiterzugeben. Denn die Sprüche und Machtdemonstrationen aller Despoten sind nur Hybris, denn bei aller Kraftmeierei und sämtlicher Brutalität vermögen sie es nicht, dass sich aus einem in die Erde gelegten Samenkorn eine Pflanze erwächst. Das vermag nur die Kraft Gottes.

Lasst uns gemeinsam beten:

Allmächtige, göttliche Kraft, du unser Vater und Mutter im Himmel
rühre  die Herzen der Menschen an und gib uns Gedanken des
Friedens und der Versöhnung.
Erfülle die Menschen mit
Achtung vor dem Leben eines jeden Einzelnen,
vor dem Leben aller Menschen dieser Erde und vor dem Geschenk der Schöpfung.
Gib, dass der Wille zum Frieden den Hass überwindet und Rache
der Versöhnung weicht.
Lass die Menschen erfahren, dass sie alle deine Kinder und
Geschwister sind, denen du deine Liebe schenkst.
Und lass uns selbst in dieser Liebe leben.
Gib uns Freude und vertreibe damit den Schmerz, den menschliches Leben begleitet.
Wir bitten dich darum durch Jesus Christus, deinen Sohn. 
Amen.

Angela Sophie Brandt
(DEF OV Hannover)

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Quelle: Istvan Mihaly / pixabay.com
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