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Der Nutri-Score ist da!

|   Aktuelles

Schon lange wird eine einfachere Kennzeichnung für Lebensmittel gefordert. Anfang November 2020 wurde der Nutri-Score mit einer großen Presse­aktion durch die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Julia Klöckner eingeführt – allerdings nicht eine verpflich­tende Kennzeichnung, sondern nur auf freiwilliger Basis.

Die Vorgeschichte ist schnell erzählt. Entwickelt wurde der Nutri-Score von unabhängigen Ernäh­rungswissenschaftlerInnen in Frankreich. Dort wird er bereits seit 2017 verwendet. Auch Belgien, Spanien, Portugal, Schweiz und die Niederlande haben die Kennzeichnung bereits eingeführt oder stehen kurz davor.

Ziel ist, für den Verbraucher, die Verbraucherin eine einfache Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel zu ermöglichen, vorne deutlich auf der Verpackung abgebildet. Allerdings ist das nicht so einfach. Der Nutri-Score eignet sich vor allem für komplex zusammengesetzte und stark verarbeitete Lebensmittel und besteht aus einer 5-stufigen Farb­scala mit Buchstaben (A bis E). „A“ (grün) steht für „sehr günstige“ bis „E“(rot) für eine „sehr ungünstige“ Nährwertbilanz. Die Bezugsgröße sind immer 100g bzw. 100ml eines Lebensmittels. Berechnet werden dabei ungünstige Bestandteile wie gesättigte Fett­säuren, Salz, Zucker und Energiegehalt und günstige Bestandteile wie Ballaststoffe, Proteine, Obst, Gemüse und Nüsse. Diese Bestandteile werden mit einer Scala von 1 – 10 Punkten bewertet und zuletzt ungünstig mit günstig verrechnet.

Die Verbraucherzentralen sind einerseits froh, dass endlich eine einfachere Kennzeichnung kommt, leider aber nur auf freiwilliger Basis. Andererseits sind die herangezogenen Eckwerte zur Berechnung noch nicht ausgefeilt. Bisher gaben die Zutatenliste und die Nährwerttabelle, bezogen auf 100g meist sehr klein auf der Rückseite der Lebensmittel gedruckt, Auskunft.

Als Beispiel nenne ich hier die Fruchtzwerge. Diese nennen bei den Nährwertangaben Kohlenhydrate 11,1g, davon Zucker 10,3g – das bedeutet von 100g Fruchtzwerge sind 10 Prozent Zucker - also leere Kohlen­hydrate, die viel Energie geben, aber keinen gesunden Nährwert haben. Darum steht auf der Zutatenliste nach Frischkäse und Rahm der Zucker an der dritten Stelle. Sie erinnern sich: Die Zutatenliste gibt die Zutat an erster Stelle an, die mengenmäßig am meisten im Produkt enthalten ist. Weitere folgen in absteigender Weise.

Nun haben die Fruchtzwerge beim Nutri-Score ein „B“, also die zweitbeste Bewertung. Jahrelang habe ich bei Informationen zu „Kinderlebensmittel“ (gerne von Kindern in den Einkaufskorb gelegt, weil die Verpackung so anspricht oder Kindern gut schmeckt, weil recht süß) gewettert, dass die Fruchtzwerge zu den ungesunden Lebensmitteln zählen wegen des vielen Zuckers – und nun diese Bewertung.

Da gebe ich den Verbraucherzentralen Recht, hier muss noch nachgearbeitet werden. Diese Bewertung macht so deutlich, dass Informationen zu Nähr­wertangaben und die Zutatenliste weiterhin nötig sind – und wir Verbraucherinnen und Verbraucher diese auch in Zukunft nützen müssen. Kaufen Sie bitte mit offenen Augen und sehr bewusst ein.

Hannelore Täufer
Landesvorsitzende
Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Haushaltsführungskräfte (AEH)
des Deutschen Evangelischen Frauenbundes (DEF) e.V. - Förderkreis in Bayern

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