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Haushaltsnahe Dienstleistungen raus aus der Schwarzarbeit!

|   Aktuelles

Gemeinsame Erklärung des Deutschen Hauswirtschaftsrats und des DGBs

Wie habe ich mich über diese gemeinsame Erklärung gefreut. Deutscher Hauswirtschaftsrat (in dem auch die AEH Mitglied ist) und DGB auf Bundesebene sehen Hauswirtschaft ganz bewusst als Dienstleistung. Eine Dienstleistung, die die Gesellschaft dringend braucht und die entsprechend honoriert werden muss. Eine Dienstleistung – raus aus der Schwarzarbeit!

Berufstätigkeit, vor allem bei Frauen, wird damit erleichtert. Es bleibt zu hoffen, dass das Berufsbild Hauswirtschaft damit hoffentlich endlich attraktiver wird, weil es zum einen als angemessen zu bezahlen­de Dienstleistung angesehen werden wird und zum anderen dann besser bezahlt werden kann.

Nun, es ist eine Erklärung; die Umsetzung, sprich das Einfordern muss noch erst folgen. Da sind die Verbän­de wieder gefragt, Druck auf die Politik zu machen. Modellversuche, wie es funktionieren könnte, gibt es dazu schon genügend. So läuft z.B. in München über die Diakoneo bereits ein Projekt für Senioren in Ver­bindung mit Teilqualifizierung für junge Menschen mit Migrationshintergrund. Im März - noch vor Corona - war ich zu einem Tageskongress in Berlin und habe erfahren, dass in Sachsen einige Menschen im Sinne der Erklärung sehr rührig sind.

Die Erklärung ist ein guter Anfang – bleiben wir am Ball.

Hannelore Täufer

 

Gemeinsame Erklärung des Deutschen Gewerk­schaftsbundes und des Deutschen Hauswirt­schaftsrates zur notwendigen Einführung eines Zuschusses für die Inanspruchnahme haushalts­naher Dienstleistungen

Die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien haben sich zum Ziel gesetzt, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Ein wichtiger Baustein dieser Bemühungen besteht in der Gestaltung guter Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in privaten Haus­halten. Hier können einerseits Familien – insbesondere Frauen – entlastet werden, anderseits sozialversiche­rungspflichtige und existenzsichernde Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Deutsche Gewerkschaftsbund und der Deutsche Hauswirtschaftsrat begrüßen daher, dass die Einführung eines Zuschusses nach der Verein­barung im Koalitionsvertrag nunmehr auch in der Nationalen Gleichstellungsstrategie verankert wurde.

Jetzt kommt es darauf an, das Vorhaben zügig umzusetzen und die Arbeit in Privathaushalten so zu regulieren, dass aus Schwarzarbeit in Gute Arbeit transformiert wird. Für die betroffenen Haushalte ist diese Unterstützungsleistung im Alltag eine echte Entlastung sowie eine Wertschätzung für die in den Haushalten zu leistende Sorgearbeit. Für die Dienst­leistungsbetriebe und die Beschäftigten wäre es eine bedeutende Aufwertung ihrer Arbeit. Die Arbeit in den Privathaushalten würde anderer Erwerbsarbeit gleichgestellt.

Dazu bedarf es auch keiner neuen Prüfaufträge oder Modellversuche. Seit vielen Jahren wird an diesem Thema gearbeitet, alle notwendigen Erkenntnisse sind vorhanden. In verschiedenen Modellversuchen konnten Erfahrungen gesammelt werden. Auch inter­national gibt es gute Beispiele (Belgien und Frank­reich), wo es gelungen ist, den Schwarzmarkt deutlich einzuschränken und gleichzeitig sozialversicherungs­pflichtige Beschäftigung zu schaffen. Innerhalb von 10 Jahren sind in Belgien allein mehr als 145.000 sozialversicherungspflichtige Vollzeitstellen entstan­den und in Frankreich konnte der Anteil der Schwarz­arbeit auf 30 Prozent im haushaltsnahen Bereich gesenkt werden.

Funktioniert hat das dadurch, dass der bereits existierende illegale Arbeitsmarkt durch Zuschüsse bzw. Gutscheine legalisiert werden konnte.

In Deutschland gibt es eine ähnliche Ausgangslage. Auch hier bewegt sich dieser Arbeitsmarkt überwie­gend auf Basis von nichtangemeldeter Beschäftigung oder von Minijobs. Die Nachfrage durch die privaten Haushalte steigt seit Jahren stetig, einerseits aus demografischen Gründen, andererseits aus Gründen der zunehmenden Erwerbsbeteiligung von Frauen. Viele Haushalte beklagen, dass sie keine legale und bezahlbare Dienstleister*in finden.

Auch hier in Deutschland gab es bereits ein Modell­projekt (in Baden-Württemberg), das wichtige Erkennt­nisse gebracht hat und bei dem es gelungen ist, Angebot und Nachfrage gleichermaßen zu ent­wickeln. Die damit verbundenen wissenschaftlichen Evaluationen zeigen sehr deutlich, dass mit einem solchen Zuschussmodell auch Menschen die Unter­stützungsleistung nutzen können, die ansonsten ihre Erwerbstätigkeit einschränken müssen.

? Es geht gerade nicht um das typische Bild vom Dienstmädchen, sondern es geht um gute Beschäf­tigung und geregelte Beschäftigungsverhältnisse im haushaltsnahen Bereich.

? Es geht z.B. um Eltern, die neben der alltäglichen Betreuung ihrer Kinder von Haushalt und Beruf gefordert sind.

? Es geht z.B. um die Pflegekraft, die vor und nach ihrem 8- bis 12-Stunden-Tag noch Kinder und Haus­halt versorgen muss, d.h. einzukaufen, Wäsche zu waschen, Essen zuzubereiten, die Wohnung zu putzen und kleinere Reparaturen auszuführen.

? Es geht z.B. um die Lehrerin oder auch die IT-Spezialistin, die neben dem Beruf noch ihre Eltern und Schwiegereltern unterstützen muss, weil diese Hilfe bei der Bewältigung des Alltags brauchen und die u.a. ihren Kindern geregelte Freizeitbeschäfti­gungen ermöglichen will, ohne dafür Arbeitszeit reduzieren zu müssen.

? Es geht z.B. aber auch um die Gründerin einer Dienstleistungsagentur, die sich mit fairen Löhnen gegenüber der Konkurrenz auf dem Schwarzmarkt behaupten muss.

? Und es geht um die Beschäftigten in der Branche, die mit ihrer Arbeit zugleich sozialversichert sind und zu fairen Arbeitsbedingungen arbeiten können.

Nicht das Dienstmädchen wird gekauft, sondern die haushaltsbezogene Dienstleistung. Wenn eine Hand­werksleistung im privaten Haushalt erbracht wird, ist das eine schon lange anerkannte Dienstleistung, bei der es keine Vorbehalte gibt.

Haushaltsnahe Dienstleistungen können wesentlich zur Gleichstellung beitragen, da sie Haushalte bei ihren alltäglichen Verpflichtungen entlasten können. Diese Aufgaben werden heute nach wie vor zum größten Teil von Frauen übernommen. Sie erbringen 2,4-mal mal so viel Zeit für unbezahlte Fürsorgearbeit und das 1,6-fache für Hausarbeit wie Männer, wes­halb vor allem ihnen die Entlastung zu Gute kommen würde.

Es wird Zeit, dass ein Zuschussmodell endlich auch in Deutschland eingeführt wird und die haushaltsnahen Dienstleistungen nachhaltig als eigener attraktiver Dienstleistungsbereich gegenüber der Schwarzarbeit entwickelt werden. Nur dann kann diese Beschäfti­gung professionalisiert werden, kann Aus- und Weiter­bildung als Standard zu Grunde gelegt werden und eine tatsächliche Bedarfsdeckung erfolgen.

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Quelle: pixabay.com