Skip to main content

Hauswirtschaft: relevant.nachhaltig.sicher

|   Aktuelles

Bericht vom 2. Deutschen Hauswirtschaftskongress

Unter dem Motto "Hauswirtschaft: relevant. nachhaltig. sicher." hatte der Deutsche Hauswirtschaftsrat zum 2. Deutschen Hauswirtschaftskongress vom 2. und 3. Mai dieses Jahres nach Hannover geladen. Der Tagungsort Schloss Herrenhausen: ein wirklich traumhafter Ort zur Informationsgewinnung und zum gegenseitigen Austausch.

Das Programm war am Montag und Dienstag dicht gefüllt. Der Deutsche Hauswirtschaftsrat hatte viele hochkarätige Referentinnen und Referenten gefunden. Außerdem umrahmten natürlich gerne verschiedene Aussteller aus der Wirtschaft, verschiedene Bildungseinrichtungen oder Verlage den bundesweiten Kongress.

Nach der Begrüßung durch die Präsidentin des Deutschen Hauswirtschaftsrates, Sigried Bolddajipour, sprach die Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Barbara Otte Kinast, ihr Grußwort unter dem Motto "Hauswirtschaft: aktuell". Bei ihr ist anzumerken, dass sie wusste, wovon sie sprach. Sie hat eine hauswirtschaftliche Aus- und Weiterbildung absolviert - und installierte in ihrem Ministerium ein eigenes Referat für Hauswirtschaft! Das würden wir uns in Bayern auch wünschen - und sollten es wohl auch fordern! Das Image der Hauswirtschaft muss verbessert werden, war das Credo von Frau Otte Kinast.

Der Fachvortrag "Gesellschaftliche Relevanz der Hauswirtschaft", vorgetragen von Lisi Meier, Direktorin Bundesstiftung Gleichstellung und Mitglied im Rat für nachhaltige Entwicklung, enthielt viele Fakten und schlug einen Bogen von Nachhaltigkeit bis zu Schwarzarbeit. Nachhaltigkeit muss immer die drei Dimensionen - Ökologie, Ökonomie und Soziales - im Blick haben. Es darf nie nur eine Dimension alleine gesehen werden, sonst kann die Transformation der Nachhaltigkeit nicht gelingen. Das ist nicht leicht. Ökonomie hat derzeit in allen Wirtschaftszweigen und sozialen Einrichtungen den Vorrang. Wird aber die Ökologie "übersehen", bräuchten wir eine zweite Erde. Zu dem Bereich Soziales nannte Lisi Meier den Anteil, der in den SAHGE-Berufen tätigen Menschen. Das sind 18 Prozent aller Erwerbstätigen in Deutschland - mit Schichtdienst, Wochenenddiensten - und viel zu wenigen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. Einen breiten Raum nahm auch der Blick auf die hauswirtschaftlichen Dienstleistungen ein. Tolle Erfolge kann hier Frankreich und Belgien vorweisen. In Belgien gibt es seit 10 Jahren die Gutscheinmodelle und in Frankreich wurde gezielt die Schwarzarbeit bekämpft. Auch die Einrechnung der privaten Haushalte in den BIP wurde als dringend nötig genannt. Anmerkung: SIE erinnern sich, der DEF-Bund hat dies im letzten Jahr als Forderung festgehalten!

Ab 12.00 Uhr ging es weiter mit einer sehr interessanten Talk-Runde. Die Teilnehmerinnen kamen aus der hauswirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung, aus kirchlichen und privaten sozialen Einrichtungen. Moderiert wurde diese Stunde von der Vizepräsidentin des Deutschen Hauswirtschaftsrates, Ursula Schukraft. Fazit war: Hauswirtschaft ist das eine, Pflege das andere - beides sind eigenständige Berufe und können und müssen eigenständig nebeneinanderstehen.

Nach der Mittagspause trafen sich die gut 350 Personen in sechs Foren. Es konnte bei der Anmeldung ausgewählt werden:

Forum 1: SAHGE-Berufe upgraden!

Forum 2: Hauswirtschaftliche Konzepte für Kitas und Schulen

Forum 3: Die Zukunft haushaltsnaher Dienstleistungen

Forum 4: Kompetenzpartnerin Hauswirtschaft - der Power Booster für die Altenpflege

Forum 5: Chancen der Digitalisierung - Auswirkungen auf die Hauswirtschaft

Forum 6: Qualifizierungsoffensive Hauswirtschaftlich

In einer kurzen Schlussrunde wurden aus den einzelnen Foren die formulierten Forderungen vorgetragen. In allen Foren war offensichtlich heiß diskutiert worden.

Am Abend wurde zu einem Tagungsfest geladen - sehr stimmungsvoll im großen Saal von Schloss Herrenhausen.

Der nächste Tag begann mit dem Vortrag von Prof. Dr. Sascha Skorupka von der Hochschule Fulda zum Thema "Die digitale Revolution - Alltag im Wandel". Der Referent holte weit aus und zeigte auf, dass die ersten Schritte zu Digitalisierung bereits durch Leibniz passierten. Dies spiegelt sich auch im Logo der Uni Hannover, nach Leibniz benannt - die Zahlenreihen, die 0 und 1 darstellen. Sehr launig nahm Prof. Dr. Skorupka die Zuhörenden mit auf die Zeitreise, immer wieder untermalt mit einfachen Beispielen. Am Ende wies er natürlich auf die Gefahren der Digitalisierung hin - derzeit durch den Krieg in der Ukraine äußerst präsent.

Weiter ging es mit Dr. Elke Moormann, Universität Paderborn, und ihrem Vortrag "Nachhaltigkeitsmanagement in Dienstleistungsbetrieben". So kamen nochmals die drei Dimensionen - Ökologie, Ökonomie und Soziales - mit konkreten Beispielen aus der Praxis auf den Tisch.

Die Schlussrunde am Podium beschäftigte sich mit dem Thema des Kongresses - Hauswirtschaft: relevant. nachhaltig. sicher. Ich möchte hier nur die Teilnehmer und Teilnehmerinnen auflisten, weil bereits damit die Aussage des wirklich hohen Niveaus der Diskussion offengelegt wird. Auf dem Podium saßen: Annemarie Fajardo, Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerates - Annika Klose, MdB, Mitglied im Ausschuss für Arbeit und Soziales - Professorin Dr. Christine Küster, Hochschule Fulda - Professorin Dr. Barbara Thiessen, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit - und Dr. Martin Varga, DGB, Abteilung Arbeitsmarktpolitik, prekäre Beschäftigung. Moderiert wurde diese Runde gekonnt durch Professorin Dr. Melanie Speck von der Hochschule Osnabrück.

Schwerpunkt waren haushaltsnahe Dienstleistungen (HDL) und die Einführung des Gutscheinmodells im Zusammenhang mit haushaltsnahen Dienstleistungen. Auch in dieser Runde, in dieser Zusammensetzung zeigte sich, dass Hauswirtschaft in Zukunft "anders" gedacht wird und gedacht werden muss, Hauswirtschaft als zentraler Punkt in der Gesellschaft, als Privathaushalt - und das wirklich weite Berufsfeld Hauswirtschaft. Alle Podiumsteilnehmer und -teilnehmerinnen bedankten sich, dass sie an dieser Diskussion teilnehmen durften und stellten fest, dass sich eben die eigene Sicht durch diese Diskussion und das Nennen vieler Fakten ein Perspektivenwechsel stattgefunden hat.

Beim Verabschieden des Kongresses meinte Frau Boldajipour, die Präsidentin des Deutschen Hauswirtschaftsrates, dass sie im Zuge der Vorbereitung des Kongresses festgestellt hat, dass es in den Bundesministerien keine ausgewiesene Stelle für Hauswirtschaft gibt. Dazu kann ich nur sagen, hätte sie mal Johanna Ittner, Ehrenvorsitzende der AEH-Bayern gefragt! Die hat das nämlich schon vor 30 Jahren festgestellt, als Johanna Ittner massiv für die Hauswirtschaft auf Bundesebene eintrat.

Fazit zum Kongress: Viele interessante Referentinnen und Referenten und Themen, viele interessante Gespräche, wirklich ein tolles Ambiente - auch so kann Hauswirtschaft gut sichtbar gemacht werden.

Hannelore Täufer
Vorsitzende Arbeitsgemeinschaft
Evangelischer Haushaltsführungskräfte Bayern

Zurück
Schloss Herrenhausen