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SPRUCH des Monats April

|   Besinnung

Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!

Passionszeit, Karwoche und Ostern und die Kirchen sind leer. Die Glocken läuten, aber die Gemeinde versammelt sich nicht. Noch vor wenigen Wochen eine unvorstellbare Horrorvision. In diesem Jahr ist es so. Keine Johannes-Passion, keine Osternacht, kein Abendmahl. Auch kein fröhliches Osterfrühstück in der Gemeinde oder gemeinsam mit allen in der Familie. Das Coronavirus hat uns im Griff. Unsichtbar verbreitet sich der tödliche Keim weltweit, macht vor keiner Grenze Halt, bedroht vor allem die Alten unter uns, leert Kirchen, Synagogen, Moscheen und bringt unser gesamtes soziales und wirtschaftliches Leben nahezu zum Erliegen. Bleibt zuhause! Haltet Abstand! Das ist das Gebot dieser Tage. Wir sind gehalten, uns selbst und einander zu schützen vor dem schleichenden Tod.

Passionszeit – in diesem Jahr ganz anders. Kein frommes Ritual, sondern existenzielle Erfahrung, wie zerbrechlich und bedroht unser Leben ist.

Wir sind schockiert über die rasant steigende Zahl der Toten, die die Krankheit dahinrafft, sind betroffen, wie schnell unsere sonst gut funktionierenden Systeme an ihre Grenzen kommen, wie Ärzte und Pflegekräfte an ihrem Limit kämpfen, und Existenzen in größtem Ausmaß bedroht sind.

Es ist ein elementarer Schock, der die ganze Welt erschüttert und jede, jeden einzelnen von uns betrifft. Wir leben hinter verschlossenen Türen. Die Kontakte sind auf das Nötigste reduziert. Da sind wir uns selbst näher als sonst. Was uns stark macht, tritt deutlich hervor, ebenso unsere Schwächen. Fragen tauchen auf, die sich sonst nicht stellen, und Konflikte stehen im Raum, denen man sonst aus dem Weg gehen konnte. Auch unser Glaube rückt ins Zentrum. Er ist wie eine Tür ins Freie. Im Gebet können wir zusammenkommen. Im Gebet kann ich Gott begegnen und bei ihm loswerden, was mir auf der Seele liegt.

Passionszeit. – Wir gehen mit Jesus hinauf nach Jerusalem. Auch er sucht die Nähe zu Gott angesichts des Todes. In der Nacht im Garten Gethsemane ringt er im Gebet mit ihm um Leben und Tod. „Vater, wenn es möglich ist, so lass diesen Kelch an mir vorübergehen!“ Es geht um ihn selbst. Auch für ihn ist der Tod schrecklich. Eindringlich ist sein Gebet. So beten viele heute auch für sich selbst und ihre Lieben. Dreimal wirft Jesus sich vor Gott nieder, dann: „Nicht wie ich will, sondern wie du willst.

Dann geht alles schnell. Der verräterische Kuss, die Festnahme, das Verhör, das Urteil, der Weg nach Golgatha, die Kreuzigung und sein Tod. „Es ist vollbracht“. In aller Eile wird er begraben. Dann ist Sabbat. Totenstille über dem Land. Leere Straßen und Gassen. Kein Tanz, kein Lärm, kein Lachen. Ausatmen bei den einen. Es ist vollbracht! Den sind wir los. Lähmendes Entsetzen bei den anderen, Jesu Freunden, und panische Flucht hinter verschlossene Türen. Sind wir die nächsten, die sterben?

Als nach dem Sabbat das erste Licht eines neuen Tages heraufdämmert, sind drei Frauen auf dem Weg zu Jesu Grab. Noch ist nicht alles vollbracht für sie. Auch der Tod hat seine Würde. Sie wollen dem Toten die Ehre geben, seinen Leichnam salben, ihn beweinen und ihrer Trauer Raum geben. Rituale, die auch für uns das Unfassbare fassbar machen. Aber das Grab ist leer, der getötete Freund nicht mehr da. „Er ist auferstanden“, empfangen sie als himmlische Botschaft. Er lebt? Sie sollten ihn nicht verloren haben?!

Ja, er wird immer bei ihnen sein, was auch geschieht in ihren Leben und in der Welt. Da, wo Menschen sich in seinem Namen versammeln, wo Menschen in seinem Geist handeln und sich in seinem Geist verbunden wissen, da wird er leben.

Kein Klagegeschrei erklingt an Jesu Grab, sondern jubelndes Lachen und die Trauer ist verwandelt in Freude: „Der Herr ist auferstanden, Halleluja!“

Sind sie verrückt, die Frauen? Das glaubt ihnen doch kein Mensch! Trotzdem verkündigen sie die Botschaft den Jüngern Jesu, tragen sie in die Welt und rufen sie auch uns zu an diesem Osterfest, an dem der Schrecken und die Trauer über das große Sterben wie ein Leichentuch über uns liegt.

Der Herr ist auferstanden. Er lebt. Sein Geist lebt unter uns! Die Gesunden helfen den Kranken trotz Ansteckungsgefahr! Die Jungen sorgen für die Alten, kaufen für sie ein, versorgen sie mit allem, was sie brauchen und schenken ihnen die Freude, nicht vergessen zu sein! Studenten, Schüler, Kellner und Köche stehen auf den Feldern, wo die Hilfskräfte fehlen, bestellen sie und ernten sie ab, damit nicht verkommt, was gewachsen ist und wachsen kann, was wir dann im Herbst ernten können! Frauen sitzen an ihren Nähmaschinen und nähen Mundschutz, den es nicht zu kaufen gibt, und selbst der Staat greift tief in die Kasse, um möglichst viele Existenzen vor dem Ruin zu bewahren!

Wir feiern Ostern in diesem Jahr ganz anders als sonst. Aber wir spüren es und bekennen: Gott hat dem Tod die Macht genommen und das Leben und sein unvergängliches Wesen an das Licht gebracht durch das Evangelium vom Tod und der Auferstehung Jesu.

Das lasst uns feiern und einstimmen in den Oster-Jubelruf:

Der Herr ist auferstanden! Halleluja! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja!“

Ulrike Börsch

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Glockenturm Marktkirche Hannover; Foto: falco auf Pixabay