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SPRUCH des Monats Januar

|   Besinnung

Jahreslosung 2022

Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.

Joh 6, 37 (E)

Die Mitgliederversammlung der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen
(ÖAB) hat für 2022 diesen Versausschnitt aus dem Johannes-Evangelium
mehrheitlich als Jahreslosung 2022 ausgewählt. Der ÖAB gehören 20 evangelische
und katholische Mitgliedsgemeinschaften aus Deutschland, Österreich,
der Schweiz und Frankreich an. Allerdings wurde der Bibeltext - wie auch bei
den übrigen Jahreslosungen der letzten Jahre - sehr stark gekürzt und aus dem
Zusammenhang gerissen. Die jeweiligen Jahres- und Monatslosungen sollen
prägnant sein, sind sie doch für viele Menschen Worte des Trostes, der Hoff nung
und der Zuversicht, die sie ein ganzes Jahr begleiten. Aber der ausgewählte Text
sollte auch einen willkommenen Anlass bieten, sich mit dem biblischen Kontext
näher zu beschäftigen.

Für mich persönlich bedeutet die „Langform“ aus dem Evangelium eine wesentliche
Vertiefung der Zusage, die Christus an uns Menschen macht, nimmt uns
allerdings auch selber in die Pflicht. Zu Jesus zu kommen bedeutet, sich ihm
anzuvertrauen mit allen Zweifeln, der eigenen Unzulänglichkeit, der Krankheit
und der Angst vor dem Sterben. Und doch ist der Text auch eine Zusage Jesu:
„Ich werde Dich nicht im Stich lassen in Deiner Ungewissheit und Not, vertraue
mir! Glaube und überlasse mir das Weitere.“ Und er begründet diese Zusage mit
seiner Legitimität, die ihm der Vater selbst zugesprochen hat.

Unserem Text geht die uns allen bekannte Geschichte der „Speisung der Fünftausend“
voraus. Die Menschen sind so überwältigt von dem Geschehen, dass
sie Jesus und seinen Jüngern, die sich über den See Genezareth zurückziehen,
folgen und ihn bedrängen. Die Einbettung der Jahreslosung 2022 in den Zusammenhang
bedeutet nicht nur eine Ansprache an uns Menschen, sondern legt
ein Gewicht auch auf das Verhältnis zwischen Jesus und Gottvater:

„In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Alles, was der Vater mir gibt, wird zu mir
kommen, und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen; denn ich bin
nicht vom Himmel herabgekommen, um meinen Willen zu tun, sondern den Willen
dessen, der mich gesandt hat. Das aber ist der Wille dessen, der mich gesandt
hat, dass ich keinen von denen, die er mir gegeben hat, zugrunde gehen lasse,
sondern, dass ich sie auferwecke am Jüngsten Tag.

Denn das ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn
glaubt, das ewige Leben hat und das ich ihn auferwecke am Jüngsten Tag.“ (Joh.
6,37ff.)

Ist unsere Losung 2022 noch ein „Fragment“, ein sehr vages Versprechen, dass Jesus
uns annehmen und willkommen heißen wird, so ist das Ende der Ansprache
das ungeheuerliche Versprechen, dass wir durch ihn das ewige Leben erlangen
werden und in seiner Nachfolge den Tod überwinden können.

Eine größere Zusage können wir kaum erlangen!

Dietlinde Kunad
Bundesvorsitzende

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Rembrandt Harmensz van Rijn: Die kleinen Kinder werden zu Jesus gebracht - die Radierung ist bekannt als das "100-Gulden-Blatt", 1647 - 49, im Rijksmuseum in Amsterdam. Quelle: Joachim Schäfer, Ökumenisches Heiligenlexikon