Dieser Vers, auch gerne ausgesucht als Taufspruch, bedenkt die Möglichkeiten und Grenzen unserer Wirksamkeit.

Der DEF wurde nur durch das Wirken vieler aktiver und kluger Frauen möglich. Und das nun schon seit über 100 Jahren. Die Aufgaben und Lebenslagen haben sich geändert. Manche Aufgabe hat sich im Laufe der Zeit erfüllt, z.B. die Teilhabe an Bildung und Berufstätigkeit, für andere Problemfelder wird nach wie vor das Engagement von DEF-Frauen gebraucht, z.B. die gerechte Verteilung von Berufs- und Familienarbeit zwischen Mann und Frau.
Wir haben vieles erreicht und dürfen stolz darauf sein.
Andererseits gibt es auch Felder, an denen unser Bemühen für den DEF Grenzen gefunden hat.

Und wie sieht es im Privaten aus? Wenn wir ehrlich Bilanz ziehen, sehen wir Dinge, die uns gelungen sind und Dinge, an denen wir gescheitert sind. Oftmals glauben wir, die Erfolge in unserem Leben uns selbst zu schreiben zu können. Stolz, Eitelkeit und Arroganz können dann leicht unser Denken bestimmen. Doch gibt es auch die Kehrseite, die durch Unfähigkeit, das Nichtbestehen von Prüfungen, unerfüllten Hoffnungen und Verlusterfahrung bestimmt ist. Oft geben wir uns dann selbst die Schuld für das Versagen oder wir verzweifeln an der Ungerechtigkeit des Schicksals.

Der obige Bibeltext stammt von Paulus, der nach seiner Bekehrung zum Christsein, auf seinen Missionsreisen die christliche Botschaft in die Welt getragen hat. Teils im schwierigen Umfeld ist es ihm gelungen, Menschen zu überzeugen. Erste christliche Gemeinden haben sich längs des Mittelmeeres gegründet. Diesen zweifellos großen Erfolg schreibt er nicht seinem Können, seinem Überzeugungstalent, seiner Kraft zu, sondern er sagt, nur durch die Gnade Gottes sind diese Talente zu mir gekommen, die ich dann entfalten darf.
Wir dürfen und sollen in uns zur Entfaltung bringen, was Gott in uns gelegt hat. Der DEF ist und war dafür immer auch ein gutes Forum sich zu erproben und für Verbesserungen zu kämpfen.

Weiter heißt es von Paulus in Vers 11: „Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist“.

Dieser Vers jedoch setzt unserem Stolz eindeutige Grenzen. Nicht wir allein haben es bewirkt, sondern die durch Gnade Gottes in uns hineingelegten Gaben haben es erst möglich gemacht.
Diese Erkenntnis hat noch eine andere Seite, nämlich die Seite einer Entlastung. Denn schauen wir uns einmal im Spiegel an, wir wollen uns im Alltag und Beruf so gut wie möglich präsentieren. Gerade Frauen wollen meist gut aussehen, die Figur ins rechte Licht setzen, gut frisiert sein und darüber hinaus Kompetenz, Freundlichkeit und Fleiß ausstrahlen. Nicht zu vergessen, wir möchten es gerne allen Recht machen, wir wollen, dass man uns mag. Und wir wollen mithalten können. Wir strengen uns an. Die Anforderungen der modernen Leistungsgesellschaft verlangen oft viel von uns.

Doch bedenken wir: „…durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin.“ Ich darf mich fallen lassen und so sein, wie ich bin, wie Gott mich gemacht hat mit allen Vorzügen und allen Grenzen. Ich muss mich nicht fortwährend als die Strahlende im Lichte präsentieren. Ich darf einfach ich sein, ich darf mein Können durch Gottes Gnade einbringen, aber auch meine Grenzen akzeptieren. Denn ich werde von Gott so geliebt wie ich bin, er wird mich nicht mehr lieben, wenn ich in der Welt Erfolg habe, aber auch nicht weniger lieben, wenn mir etwas nicht gelingt.

Lieber Vater im Himmel,
ich danke Dir, dass du mich ins Leben gerufen hast,
und dass du mich so wunderbar gemacht hast,
nichts davon ist durch meinen eigenen Willen geschehen.
Ich danke Dir, dass du mir Körper und Geist gegeben hast
und die Fähigkeit, Gutes vom Schlechten zu unterscheiden.
Danke, dass ich teilhaben und mitgestalten darf.
Durch deine Gnade darf ich mittun am Gelingen des Guten.
Und Dank für die Möglichkeiten in meinem Leben.
Danke für Deine Liebe.
Amen

Angela Sophie Brandt

DEF Ortsverband Hannover