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SPRUCH des Monats November

|   Besinnung

Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

(Jesaia 66,13)

 

Im steigenden Jahr hat uns der Monat der Totengedenktage erreicht. Unsere eigenen ansteigenden Jahre werden uns bewusst gemacht.

  • Wenn einige Institutionen aufhören zu bestehen, an die wir jahrelang gewöhnt oder sogar ihr Mitglied gewesen waren.
  • Wenn sehr liebe Menschen wegziehen und wir sie am neuen Ort wohl kaum noch oft besuchen können.
  • Wenn die und der aus unserem Freundes- und Bekanntenkreis plötzlich verstorben ist. Wir erfahren davon unter Umständen erst in der Zeitungsanzeige.
  • Wenn uns anverwandte für immer verlassen und wir uns als zurückbleibend vorkommen.

Der Volksmund sagt dazu „Die Einschläge kommen immer näher“.

Wessen also soll ich mich trösten (aus Psalm 39)!?

Dafür steht das Wort des Propheten - und es steht in einem erstaunlichen politischen Vergleichszusammenhang. So ist die tröstende „Mutter“ das nach vielen kriegerischen Kämpfen und dem Ende des Babylonischen Exils wiedergewonnene Jerusalem, das sein Volk in die Arme nimmt und nun „tröstet“.

Als meine sehr geliebte Mutter verstarb, wählten wir diesen Satz in der Vertonung durch Johannes Brahms als letzte Ehrung für sie als in klassischer Musik Lebende für uns als tröstende Aufrichtung. Als junger Mensch empfand ich damals diesen Vergleich widersinnig in Bezug zu meinem eigenen Verlustschmerz: Ausgerechnet sollte Tröstung von dem Menschen kommen, den man sehr liebte und der doch nun tot war!

Vielleicht ahnte ich damals schon, dass nicht nur die reale Mutter gemeint sein konnte.

Und wenn heute längst in so manchem Gottesdienst Gott als „Vater und Mutter“ angerufen wird, können wir uns mit der Kühnheit des Jesaia-Vergleichs trotz aller eigenen schmerzlichen Verlusterfahrungen durch die Novembertage geleiten lassen.

Dietlinde Peter
(Vorsitzende im Landesverband Niedersachsen)

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