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SPRUCH des Monats September

|   Besinnung

Jesus fragt: Wer sagt ihr, dass ich sei?

(Mk. 8,29)

Meinungsumfragen haben Konjunktur. Es interessiert, was die Leute sagen. Vor allem die Politiker, wenn Wahlen anstehen. Jeden Freitagabend liefert uns das Polit-Barometer die neusten Umfrageergebnisse zum Ranking unserer Politiker frei Haus. Dazu, wie man die Arbeit der Regierung beurteilt und was aktuell für die Menschen die brennenden Fragen sind.

Hätten Sie das gedacht? Auch Jesus interessiert sich für die Meinung der Leute. Er erkundigt sich bei seinen Jüngern, was die Leute meinen, wer er sei. Die zählen es ihm auf. Für die einen ist er Johannes der Täufer. Andere halten ihn für Elia. Wieder andere für einen neuen Propheten. Das sind große Namen im Volk Israel, verbunden mit hohem Ansehen und großen Erwartungen. Wunder erwarten die Leute offenbar von ihm, Spektakuläres.

Aber darum wird es jetzt gar nicht gehen. Jesus wird direkter und fragt: „Und ihr? Was sagt ihr? Wer bin ich für euch?“

Wenn unsereins diese Frage gestellt bekommt von einem vertrauten Menschen, meist noch verbunden mit dem Zusatz „eigentlich“ oder „denn noch“, dann wissen wir: jetzt ist es ernst! Jetzt geht es um alles. Unsere Beziehung steht auf dem Spiel! Jetzt ist ein deutliches Bekenntnis gefragt.

„Und ihr? Was sagt ihr? Wer bin ich für euch?“

Die Frage steht im Raum. Die Meinung der Leute interessiert nicht mehr. Jetzt sind die Jünger selbst gefragt. Wer ist Jesus für seine Vertrauten, die er in seine Nähe geholt hat, die mit ihm leben, die erleben, was er sagt und wie er den Menschen begegnet? Wie immer ist Petrus vorneweg, antwortet: „Du bist der Christus“. Die Antwort kommt prompt und steht da wie ein Fels. Da gibt es kein Zögern, kein „wenn“ und „aber“, kein „vielleicht“ oder „das muss ich erst mal mit den anderen besprechen“.

Du bist der Christus!

Das will sagen: Du bist der uns von Gott gesandt Retter, der Heiland für unsere Seelen. Du bist der unseren Vätern verheißene Messias, auf den unser Volk von Generation zu Generation gewartet hat und der unsere Hoffnung war in schlimmen Zeiten. Jetzt bist du da! Du bist der Messias. Dir vertrauen wir. Auf dich hören wir. Dir glauben wir. In dir begegnet uns Gott.

All das muss Petrus nicht aussprechen. Es ist in den wenigen Worten „Du bist der Christus“ verborgen wie die göttliche Präsenz in dem Menschen Jesus. Nur der Glaube erkennt offenbar diese Wahrheit, und nur im Glauben kann man in dieser Wahrheit mit ihm verbunden sein.

Ist das der Grund, dass Jesus seinen Jüngern verbietet, sein Messiasgeheimnis den Leuten zu erzählen? Er will ja nicht groß rauskommen bei den Leuten, sich keinen großen Namen machen. Selbst wenn der Messiastitel seiner wahren Identität entspricht. Jesus will, dass die Menschen in der Begegnung mit ihm oder mit seinem Wort zu einer neuen Beziehung zu Gott finden und damit zu ihrer eigenen Freiheit.

Wenn ich wissen will, wer Jesus in Wahrheit ist, muss ich mich auf eine Beziehung mit ihm einlassen. Dabei helfen die zahllosen Bücher, die kluge Menschen über ihn geschrieben haben, nicht wirklich. Das sind Wörter, sind Lehren, Lehrmeinungen über ihn. Die kann ich teilen oder ablehnen, wenn sie mich nicht überzeugen. Auch, dass ich das Glaubensbekenntnis, das ich einmal gelernt habe, auswendig hersagen kann, lässt mich nicht tiefer eindringen in sein Geheimnis. Das sind Formulierungen, die mich mit der Gemeinde Jesu verbinden, und mit denen ich mich als Christin zu erkennen gebe.

Wenn ich wissen will, wer er ist, stehe ich genauso wie Petrus vor seiner Frage: „Wer bin ich für dich?“ Und darauf kann nur mein Glaube antworten.

Für mich heute vielleicht so:

Du bist der Weg, der mich zu Gott führt; du bist die Wahrheit, der ich vertrauen kann; du bist das Leben, das Gott mir geschenkt hat und das ich nicht verlieren werde, nicht einmal durch den Tod.

Ulrike Börsch, Vorstandsmitglied

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Quelle: pixabay.com